Februar 2007:
Volker Wiltberger wird 80

Artikel aus der Dorstener Zeitung:


 

Autorenkürzel ,wi‘ gilt bei Kennern als Gütesiegel

Dorsten – Musik ist ein Lebenselixier. Wer daran zweifelt, der sollte am Montag (5.2.) einem Jubilar gratulieren, dem niemand seine 80 Lebensjahre ansieht: Volker Wiltberger, Musikpädagoge und Konzertkritiker der Dorstener Zeitung, feiert den runden Geburtstag in geradezu jugendlicher Frische.
Die Liebe zur Musik haben ihm seine Ahnen in die Wiege gelegt. Sowohl sein Großvater Heinrich wie sein Vater Hans waren nicht nur Musikpädagogen mit Leib und Seele, sondern auch bedeutende Komponisten. „Im Elsass singen Chöre heute noch Stücke mit Volkslied-Charakter, deren Komponist nicht mehr bekannt ist. Die Musik stammt von meinem Großvater, der als Professor in Colmar lebte“, blättert Volker Wiltberger in dem Kapitel seiner Familien-Chronik, das nach Noten geschrieben ist.

Einen klangvollen Namen in Fachkreisen hat auch sein Vater Hans Wiltberger, der nach dem Ersten Weltkrieg nach Gladbeck zog, dort heute noch unvergessen ist und als Komponist einen Ehrenplatz unter den „bedeutenden Söhnen und Töchtern“ der Stadt hat.

In Gladbeck kam 1927 auch Volker Wiltberger zur Welt: „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets und der Region auch innerlich verbunden. Ich staune, wie sehr Dorsten meine Heimat geworden ist.“

Seit 1960 hat er an der Lippe etappenweise Wurzeln geschlagen. Zunächst übernahm Wiltberger eine Stelle als Musiklehrer am Gymnasium Petrinum, dann bezog er 1978 mit seiner Familie das Haus, in dem er sich auch heute noch sehr wohlfühlt.

Zum Inventar gehören dort zwei Musikinstrumente, die eine besondere Rolle in Wiltbergers Leben spielen: „Der Steinway-Flügel meines Vaters, an den ich mich als Kind nur heimlich heranschleichen konnte, und mein bevorzugtes Instrument: Die Querflöte, die mir mein älterer Bruder überließ, als er zum Kriegsdienst eingezogen wurde.“

Das Lieblingsinstrument lässt auch auf den Lieblingskomponisten schließen. Denn Johann-Sebastian Bach, für Volker Wiltberger die entscheidende Schlüsselfigur („Anfang und Ende jeder musikalischen Tätigkeit“), hat der Flöte Töne beigebracht und in Noten gegossen, die zu den Klassikern des Genres zählen. Ob bei der familiären Hausmusik oder beim Einzelunterricht zur Förderung besonderer Talente, sind sie im Hause Wiltberger ungezählte Male erklungen.

Einen verengten Musikbegriff hat der Pädagoge dennoch nie gehabt: „Zur Zielsetzung gehörte auch die so genannte U-Musik. Im Petrinum hatten neben Musicals deshalb auch früh die Beatles ihren Platz – heute wissen wir, welches großes Potenzial in ihrer Musik steckt.“

Dennoch würde sich die Redaktion niemals trauen, ihren bewährten Konzertkritiker in ein Rockkonzert zu entsenden. Denn das Feld, das er mit Kompetenz und Hingabe beackert, ist ohnehin schon groß genug. Von der frühen „Alten Musik“ über Barock, Klassik und Romantik reicht sein Spektrum bis zur zeitgenössischen Zwölf-Ton-Musik.

Seine Konzerttermine hat er nicht gezählt, weiß sie nicht einmal ungefähr einzuschätzen. Aber dafür erinnert sich Volker Wiltberger noch gut an seine erste Besprechung, die er als Student in Gladbeck verfasste: „Da habe ich ziemlich reingehackt. Das ist mir ein bisschen schlecht bekommen – es gab Leserzuschriften, die sich damit überhaupt nicht identifizieren konnten.“

Daraus hat der passionierte Kritiker seine Lehren gezogen. Er bereitet sich stets akribisch vor und findet für sein fundiertes Urteil schlüssige Begründungen. Was ihm große Anerkennung einträgt: Viele Veranstalter empfinden es als Ritterschlag, wenn Volker Wiltberger, Autorenkürzel „wi“, ihr Konzert bespricht.

Darum wird es wie die Redaktion auch alle Musikbegeisterten sehr freuen, dass unser Kritiker im achten Lebensjahrzehnt noch lange nicht ans Aufhören denkt: „Es ist jedesmal eine neue Herausforderung, die ich hoch ansiedele und sehr ernst nehme. Nicht zuletzt diese intensive Auseinandersetzung hält mich fit.

„Musik ist tatsächlich ein Lebenselixier. – kdk
02. Februar 2007 | Quelle: © Dorstener Zeitung